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Rückblick - Interview Bürgermeister Breuer

Stadtgeflüster

Rückblick - Interview Bürgermeister Breuer

Ein Jahr ist es nun schon her, dass Reiner Breuer Bürgermeister der Stadt Neuss geworden ist.

 

Trotz seines sehr vollen Terminkalenders hat er sich die Zeit für ein Interview mit uns genommen und berichtet, was sich im vergangenen Jahr so alles getan hat und welche Zukunftspläne er hat.

 

Port01: Zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns genommen haben. Seit einem Jahr haben Sie das Amt des Bürgermeisters inne – welche Ihrer Vorhaben konnten in dieser Zeit bereits umgesetzt werden?

Reiner Breuer: Dieses Jahr war ein anstrengendes, aber auch erfolgreiches Jahr. Vieles konnte bereits auf den Weg gebracht, aber natürlich noch nicht alles umgesetzt werden. Ich habe eine Vielzahl an Aufgaben, die man von außen nicht immer gleich wahrnimmt.

 

Ich teile das gern in drei wesentliche Aufgabenfelder ein: Zum einen bin ich Chef der Verwaltung, zum anderen der oberste Repräsentant der Stadt Neuss und außerdem Vorsitzender des Rates. Einen großen Erfolg sehe ich in meiner Funktion als Chef der Verwaltung. Hier galt es zunächst Personen kennenzulernen und mit Verwaltungsabläufen vertraut zu werden. Immerhin sind es rund 1400 Beschäftigte, die in der Kernverwaltung tätig sind.

Darüber hinaus gibt es den „Konzern“ Stadt Neuss: Da wären beispielsweise die Sparkasse, an der die Stadt Neuss zu 50% beteiligt ist, das Lukaskrankenhaus, der Neusser Bauverein und vieles mehr. Dort gibt es ebenfalls Steuerungsaufgaben, die ich als Chef der Verwaltung zu erledigen habe, die sehr vielfältig sind und die auch mit Personalentscheidungen und Organisation zu tun haben. Ich habe zunächst in alle Ämter der Verwaltung reingeschaut und zugehört.

Man muss nicht immer gleich sagen, wo es lang geht, sondern eben auch zuhören können. Und in diesem Zuge habe ich erkannt, wo Handlungsbedarf besteht und wo ich unverzüglich tätig werden muss.

Ich nenne mal zwei konkrete Beispiele:

Das erste wäre die Grünpflege, die auch Wahlkampfthema war. Da habe ich mit vereinten Kräften dafür Sorge getragen, dass wir dort mehr Personal einstellen. Ich habe unbesetzte Stellen vorgefunden und eine Grünpflege, die eben nicht ausreichend ist. Daher haben wir dafür gesorgt, dass wir die freien Stellen besetzen und insgesamt ca. 20 Stellen bis Ende des Jahres schaffen und besetzen. Wir bekommen von den Bürgerinnen und Bürgern jetzt auch schon die Rückmeldung, dass es bereits etwas schneller geht und wir sozusagen etwas mehr PS auf die Straße bekommen. Das wird auch noch weitergehen. Wir führen auch Gespräche, um Flüchtlinge in Arbeit zu bringen.

 

Denn die Menschen, die zu uns kommen, wollen wir natürlich integrieren. Was ist dafür besser geeignet, als Arbeit und Beschäftigung zu geben? Es ist natürlich nur ein Einstieg, aber ein wichtiger und wir werden in den nächsten Tagen 12 Flüchtlinge in dem Bereich der Grünpflege einsetzen. Es gibt aber auch noch andere Bereiche der Verwaltung, die wir dafür vorsehen. Das sind also ganz konkrete umgesetzte Maßnahmen.

 

Genauso machen wir Fortschritte beim kommunalen Servicedienst. Ordnung und Sicherheit auf der Straße sind wichtige Themen. Konkret haben wir zwei Personen mehr eingestellt, die dafür Sorge tragen, dass die Sicherheit in der Innenstadt und auch in den Stadtteilen gewährleistet ist. Da sind wir aber auch noch nicht am Ziel angekommen.

Wir haben gerade ein Konzept zur Ausweitung des kommunalen Servicedienstes vorgelegt. Die Aufgaben sind vielfältiger geworden, auch in der Innenstadt, wo eine ordnende Hand dringend benötigt wird. Hierzu sage ich aber auch klar und eindeutig: Ich möchte keine „schwarzen Sheriffs“, die bewaffnet herumlaufen. Die Präsenz von Ordnungskräften, die auch mal Hinweise geben zum Thema Verschmutzung oder Lautstärke in den Nachtstunden, trägt dazu bei, den Frieden in den Stadtteilen zu gewährleisten. Ich habe Schritte eingeleitet, dass die Stadt bürgerfreundlicher wird. Wir bauen das Bürgeramt um und haben dieses besser personell ausgestattet.

 

Durchgängig besetzt ist so an jedem Tag die Infotheke am Eingang des Rathauses. Dort kann man eben auch kleine Anliegen sofort erledigen. Die Beratung und die Serviceleistungen, die wir im Bürgeramt erbringen, wollen wir noch weiter optimieren. Der Umbau wird zum Anfang des nächsten Jahres auch angepackt und hoffentlich im ersten Halbjahr abgeschlossen. Das Rathaus-Foyer wird ebenfalls mit einbezogen, damit es sich zu einem Rathaus aller Bürgerinnen und Bürger öffnet. Das bedeutet, dass wir neben dem Bürgerbüro eine Art Informations- und Kommunikationsraum einrichten. Natürlich möchten wir, dass möglichst keine Wartezeiten entstehen. Aber wenn dies doch einmal passiert, möchten wir das Warten so weit es geht verkürzen, indem die Bürger beispielsweise einen Kaffee trinken können oder Informationen über die Stadt Neuss erhalten.

 

Das Thema Transparenz gehört auch zum Thema Bürgernähe. Wir berichten aus den Sitzungen des Rates, und zwar online, damit man sehen kann: Was passiert da eigentlich? Wir haben einen Lifestream, den man sich anhören kann – also, wenn man sich das antun möchte (lacht). Als Bürgermeister kann man mich auch über Facebook und Co „verfolgen“. Ich versuche, mit ein paar Bildern Einblicke in meine Arbeit zu geben, denn es sind -insbesondere am Wochenende – oft sehr schöne Termine dabei.

Zum Beispiel habe ich kürzlich einen Kindergarten eingeweiht. Ein anderes Mal war ich auch mal mit Gummistiefeln unterwegs, als es einen Rohrbruch der Hauptwasserleitung gab. Also: Transparenz ist hergestellt. Viele der Informationen finden sich im Netz. Das Informationsangebot soll noch erweitert werden. Dazu gehört auch Port01. Ich bin froh, wenn wir auch auf diesem Weg die Arbeit des Bürgermeisters und der Stadt Neuss darstellen können.

 

Port01: Was erwartet uns in den nächsten Jahren, vor allem auch die jungen Leute?

Reiner Breuer: Ich habe ein volles Programm, dessen Punkte ich gar nicht bis 2019/2020 alle anpacken kann. Aber ich würde, wenn möglich, natürlich auch gerne mehr als nur eine Wahlperiode Bürgermeister der Stadt Neuss sein. Wir haben vieles im Bereich der Stadtentwicklung angestoßen. Dazu gehört das Thema bezahlbarer Wohnraum. Ein Thema, das auch für junge Leute wichtig ist. Denn: Wenn man das „Hotel Mama“ verlässt, dann muss man schauen, dass man auch eine halbwegs bezahlbare Wohnung hat, von der aus man Ausbildung, Studium und dergleichen erledigen kann. Da sind wir schon gute Schritte vorangekommen.

 

Wir haben den Neusser Bauverein als Unternehmen der Stadt auf der Spur, damit hier viele Sozialwohnungen entstehen, die man mit Wohnberechtigungsschein bekommen kann. Da ist viel zu tun, aber wir haben bereits die ersten Baukräne aufgestellt. In Weckhoven kann man das gut sehen. Zusätzlich steht auf unserer Agenda für den Neusser Bauverein der Bau von insgesamt 1.000 Wohnungen bis zum Jahr 2020.

Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel, aber eines, das man durchaus erreichen kann, wenn man mit allen zusammenarbeitet. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wir ab dem nächsten Jahr Stück für Stück viele Wohnungen neu schaffen und damit mehr bezahlbaren Wohnraum anbieten können. Der Neusser Bauverein kann das nicht allein. Das müssen auch noch andere machen. Dafür haben wir erste gute Schritte bereits getan.

Das Thema Mobilität ist ein zweites Thema, das viele junge Leute betrifft. Wir packen die Themen ÖPNV und Nahmobilität an. Nahmobilität meint den engeren Umkreis von 5 bis 10 Kilometern, den man sich eben durchaus auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erschließen kann. Wir bringen dort viel neuen Schwung rein; auch damit, dass wir eine Auszeichnung als fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt durch das Land NRW bzw. die Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte erhalten haben. Das ist für mich nicht nur Auszeichnung, sondern vielmehr eine Aufforderung, dieses Ziel auch richtig anzufangen.

 

Deshalb sind wir in der Verkehrsplanung dabei, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir fahrradfreundlicher werden, dass wir mehr Fahrradwege öffnen, dass wir das Thema Radschnellweg nach Düsseldorf anpacken. Bei dem Thema sind wir in der ganz konkreten Planung und hoffen, dass wir im nächsten Jahr damit weiterkommen. Eine Bewusstseinsveränderung ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig. Also, dass man Radfahren auch im Kopf attraktiver macht.

Da hoffe ich jedenfalls, dass die Tour de France, die nächstes Jahr durch Neuss rollt, ein Anknüpfungspunkt ist.

 

Das ist natürlich zunächst einmal ein sportliches Ereignis, aber wir wollen das zum Anlass nehmen, um unter dem Motto „Neuss on Tour“ das Thema Radfahren und Radverkehr auch in die Diskussion zu bringen. Wir werden also verschiedene Aktionsstände zum Thema Radfahren haben und bei den Bürgerinnen und Bürgern nachfragen, was wir noch tun können.

 

Ein weiteres Ziel dabei bleibt sicherlich die Vernetzung mit dem ÖPNV. Da geht es beispielsweise um Abstellplätze für Fahrräder oder den Ausbau der Radstation am Hauptbahnhof, aber auch um die Attraktivität des ÖPNV. Etwas, was wir ganz konkret auf meinen Vorschlag hin erreicht haben, ist kostenloses WLAN in Bussen. Die ersten beiden Busse fahren und wie ich höre, wird dieses Angebot intensiv genutzt und sehr gut angenommen. Da sind wir im Gespräch mit den Stadtwerken, inwieweit das ausgebaut werden kann.

 

Es gehört zum attraktiven ÖPNV dazu, dass man dort mobil Informationen abrufen und sein Leben sozusagen ein Stück weit mobil mitgestalten kann. Heute lassen sich viele Bereiche des Lebens eben über das Smartphone regeln.

 

Übrigens haben wir auch in der Innenstadt kostenloses WLAN geschaffen.

 

Port01: Rennbahnpark – wie geht es weiter? Was kann die Jugend erwarten?

Reiner Breuer: Ich hoffe, dass sich die Rennbahn weiterhin für alle Bürgerinnen und Bürgern, vor allem für junge Menschen, öffnet, sofern das den Rennbetrieb nicht erheblich beeinträchtigt. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass man dort auch die Freizeitaktivitäten noch sehr viel stärker bündelt. Es bestünde die Möglichkeit, dort eine Art Ausleihbetrieb anzubieten, beispielsweise für Discgolf oder andere Sportarten, die auf diesem 40 Hektar großen Areal ideal betrieben werden können. Und möglicherweise könnte man die TG Neuss, den größten Sportverein unserer Stadt, dorthin holen.

 

Port01: Was wünschen Sie sich für Neuss?

Reiner Breuer: Die Wunschliste ist groß. Ein Wunsch wäre, dass wir ein attraktiver Arbeitsplatz- und Wirtschaftsstandort bleiben, damit wir Einnahmen haben, mit denen wir die soziale Großstadt Neuss mit ihren vielen Facetten finanzieren können.

 

Port01: Was ist das Schönste für Sie, das nichts kostet?

Reiner Breuer: Wenn in Neuss die Sonne auf den Marktplatz scheint, die Menschen nach draußen stürmen und Neuss lebendig ist.

 

Port01: Was ist das beste daran, Bürgermeister zu sein?

Reiner Breuer: Viele Gestaltungsmöglichkeiten zu haben, interessante Persönlichkeiten kennenzulernen und jeden Tag etwas Neues von Neuss zu erfahren.

 

Port01: Ihre Lieblingsband?

Reiner Breuer: Mit meiner Frau fahre ich bald zu The Cure, einer Lieblingsband aus alten Zeiten. Ansonsten höre ich querbeet vieles aus unterschiedlichen Stilrichtungen. Jamie Cullum ist einer meiner Lieblingsmusiker, ansonsten höre ich auch mal Johnny Guitar Watson oder aber auch etwas Hartes wie AC/DC.

 

Port01: Was ist Ihr Lieblingsessen?

Reiner Breuer: Freitags immer ein leckeres Schaschlik mit Pommes Frites hier von nebenan. Ansonsten esse ich gern in der Kantine gut bürgerlich. Es darf aber auch gerne mal Sushi sein.

 

Port01: Welcher Politiker hat sie am meisten beeinflusst und inspiriert?

Reiner Breuer: Parteiübergreifend ganz verschiedene Persönlichkeiten von Helmut Kohl bis Willy Brandt auf der Bundesebene. Auf der Landesebene sicherlich Johannes Rau, aber auch Hannelore Kraft, die ich ja auch hautnah ein paar Jahre im Landtag erleben durfte.

 

Port01: Lieblingskomiker?

Reiner Breuer: Ich mag sehr gerne richtige Satire, wie beispielsweise Hagen Rether. Das ist jemand, den ich sehr gerne höre.

 

Port01: Mit welcher Lüge sind Sie mal aufgeflogen?

Reiner Breuer (lachend): Ich bin noch nie aufgeflogen.

 

Port01: Welchen Job würden Sie ausüben, wenn Sie nicht Politiker und Bürgermeister wären? Reiner Breuer: Wahrscheinlich wäre ich Architekt geworden. Als ich noch ganz klein war, wollte ich Schauspieler werden. Insofern hat sich jedenfalls der Kern des Wunsches realisiert, einen kreativen Job zu haben.

 

Port01: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Reiner Breuer: Freizeit habe ich nur wenig, da ich eigentlich immer im Dienst bin. Wenn ich jedoch etwas Zeit habe, nehme ich gern an kulturellen Veranstaltungen teil, gehe mit meiner Familie essen oder treibe Sport.

News von: Robert Gutowski, 21.03.2022

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