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„Save the Distillery“: Ist ein Club noch zu retten?

Irgendwann Anfang der neunziger Jahre verirrte ich mich in einen Club, der sich in einem alten Brauereigebäude in der Südvorstadt verbarg. Tanzen bis zum Morgen und in den Ecken spielte sich so einiges ab, über das mein inneres Auge lieber einen Zensurbalken legt. Berühmt, berüchtigt und vor allem legendär. Selbst Depeche Mode soll es nach einem ihrer Konzerte in die „Distille“ verschlagen haben.

 Wie das heute ist, weiß ich nicht. Inzwischen zog der Club aus der Brauerei in der Biedermannstraße an den Ort, wo er sich heute noch befindet – in die Kurt-Eisner-Straße 91. Aber ich kenne das Problem, das im Zuge des Citytunnelbaus 2009 über die Distillery hereinbrach. 2010 sah die Situation noch schlimmer aus. Bei der Entwicklung rund um den Bayrischen Bahnhof wurde der Club links liegen gelassen. Stadträte wiesen darauf hin, den Club zu berücksichtigen. Doch stattdessen zog sich der damalige Stadtplanungsdezernent Martin zur Nedden im Dezember 2011 auf die Position zurück, dass doch alles „paletti“ sei. Man sei mit der Distillery im Austausch, hieß es damals. OB Burkhard Jung fügte in derselben Ratsversammlung hinzu: „Ich werde mich für den Erhalt der Distillery persönlich einsetzen, wenn The Beatles dort auftreten.“ Also quasi zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Bislang hat sich an der Verwaltungsposition zur Distillery nichts geändert. Im Gegenteil, dem seit 1992 bestehenden Club wurden nur Ausweichmöglichkeiten offeriert. Diese würden jedoch alle auf ein kommendes Scheitern hindeuten, wie die Distillery im Vorfeld der im September stattgefundenen Demo zum Erhalt des Clubs auf dem Bahngelände mitteilte. „Wir haben das Gefühl, dass ... der Stadt Leipzig in erster Linie an einem Umzug liegt, anstatt ernsthaft Möglichkeiten zu prüfen, die Planungen … so zu entwickeln, dass … der Erhalt der Distillery möglich ist.“
Mitte September unterzeichneten knapp 2.000 Unterstützer die Petition „Save the Distillery“. 5.000 werden benötigt. Die Petition soll im Oktober Leipzigs Oberbürgermeister Jung überreicht werden. Er hat sich wie auch andere Stadtväter zur Kreativkultur bekannt. Nun soll er Farbe bekennen.
 
Bis zum 28. Oktober kann die Petition im Internet unterzeichnet werden: www.openpetition.de/petition/online/save-the-distillery

Foto: Benjamin Bodnar

News von: Daniel Thalheim, 09.10.2013

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